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Corporate Digital Responsibility

Anja Schaar-Goldapp • Nov. 09, 2020

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Als Sprecherin des GI-Wirtschaftsbeirats hatte ich am 1.10.2020 in Berlin zu einem Fachgespräch über „Corporate Digital Responsibility (CDR)“ Gäste aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft eingeladen. Anlass des Gesprächs ist der zunehmende Einsatz von KI-Methoden in Geschäftsprozessen. Dabei ergeben sich zum einen hervorragende Chancen für innovative Geschäftsmodelle, aber auch neue Risiken. Unternehmen, die autonome oder teilautonome Systeme einsetzen oder produzieren, arbeiten mittlerweile daran, wie Ethik beim Einsatz von KI-Methoden genutzt werden könnte, um die Überlebensfähigkeit und Profitabilität des Unternehmens zu sichern. KI-Methoden bei der Beurteilung von Personen sind ein weiteres spannendes Feld.

Rückblick des Fachgespräches

Beim Fachgespräch diskutierten wir folgende Fragen:
✔️ Wie können Unternehmen technologische Veränderung – insbesondere vor dem Hintergrund der Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz – verantwortungsvoll gestalten? 

✔️ Was ist wichtig zu wissen, um mit KI-Methoden langfristig erfolgreich zu sein?

Meine Gäste vor Ort waren Marc Biadacz und Lena-Sophie Müller.
Virtuell über Videokonferenz zugeschaltet waren Jens Mühlner und
Prof. Dr. Ingo Timm.

Hier sind zusammengefasst die Positionen.

Lena-Sophie Müller

Lena-Sophie Müller berichtete aus ihrer Erfahrung als Geschäftsführerin der Initiative D21 e.V.: Ein Netzwerk, das an der Schnittstelle zwischen Politik und Wirtschaft arbeitet und unter anderem den D21-Digital-Index (eine digitale Standortbestimmung für Deutschland) sowie das Online-Magazin „Corporate Digital Responsibility“ herausgibt. Müller unterstrich zwei wichtige Dimensionen einer CDR, die es zu unterscheiden gelte: Wie werden Unternehmen vom digitalen Wandel beeinflusst auf der einen Seite und wie beeinflussen sie selbst die Welt durch ihre eigenen neuen Technologien auf der anderen Seite– Also (1) wie kommen die Unternehmen ihrer Verantwortung innerhalb des Unternehmens nach und (2) wie agieren Unternehmen nach außen. Demnach könne also von einer internen sowie einer externen CDR gesprochen werden.

Prof. Dr. Ingo Timm

Der KI-Experte und Sprecher des GI-Fachbereichs Künstliche Intelligenz Prof. Dr. Ingo Timm von der Universität Trier und dem DFKI bereicherte die Diskussion mit der Perspektive der Wissenschaft. Die Vielfalt von KI-Methoden erfordere differenzierte Überlegungen, ob und welche Maßnahmen für CDR notwendig sind. Verschiedene KI-Methoden hätten unterschiedliche Risiken und somit für die CDR auch unterschiedliche Wichtigkeit. Ethik heißt für Prof. Timm insbesondere auch Risiko-/Nutzenabwägung. Die Frage sei, wer denn die Verantwortung beim Einsatz von KI-Methoden trägt. Im Unternehmen sollte ein Mensch die Verantwortung für die Software übernehmen. Zu den ethischen Fragen, die Unternehmen im Rahmen der DSGVO beschäftigen sollten, gehören: Was bedeutet die Datenverarbeitung für die Person, deren Daten bearbeitet werden? Gibt das Unternehmen seinen Stakeholdern die Möglichkeit, ein Produkt zu nutzen, ohne Daten preiszugeben? So müsste das Konzept der „informationellen Selbstbestimmung“ der Kundschaft sowie der eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stets im Rahmen einer „Corporate Digital Responsibility“ berücksichtigt werden.



Marc Biadacz MdB (CDU)

Mit Marc Biadacz MdB (CDU) war auch ein Vertreter der Politik in der Runde dabei. Vor dem Hintergrund seiner Erfahrung in der Enquete-Kommission „Künstliche Intelligenz“ des Deutschen Bundestages sowie seiner vergangenen Tätigkeit in der Wirtschaft u.a. im Automotive-Bereich sprach er über Herausforderungen für Unternehmen auf dem neuen Gebiet der CDR. Die Wirtschaft sei in dieser Phase noch mit der ganz grundsätzlichen Frage der Organisation beschäftigt: Wie wird ein Gremium installiert, das sich mit ethischen Fragen beschäftigt? Insbesondere kleinere und mittlere Unternehmen hätten demnach einen großen Beratungsbedarf, wie sie mit den wichtigen ethischen Fragestellungen rund um Künstliche Intelligenz umgehen sollten.



Jens Mühlner

Jens Mühlner, Executive Consultant Innovation & Technology Management bei T-Systems International, berichtete unter anderem über konkrete Maßnahmen, die die Deutsche Telekom schon ergriffen hat – beispielweise mit den ethischen Leitlinien zum Umgang mit KI oder der Charta digitale Vernetzung e.V., dessen Vorstand und stellvertretender Vorsitzender Mühlner ist. Die Unternehmen in diesem Bündnis haben zehn Grundsätze für das Wirtschaften und Arbeiten in der digitalen Welt formuliert und sich diesen selbstverpflichtet. Mühlner betonte, dass die Chancen der Digitalisierung im Sinne der Menschen genutzt werden müssen – also auch im Sinne der Überlebensfähigkeit von Unternehmen.


Dieser Austausch unserer Expertinnen und Experten und die Diskussion mit den Mitgliedern des GI-Wirtschaftsbeirats wurde moderiert vom Geschäftsführer der GI, Daniel Krupka. Diese Veranstaltung fand im Rahmen der 50. Jahrestagung der GI „INFORMATIK 2020“ im Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft in Berlin statt.

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